Projekt «Saubere Raumluft – jetzt!»

Präsentation des Projekts, v1.22 (22.10.2022), Copyright 2022, #ProtectTheKids (Schweiz).

#ProtectTheKids engagiert sich zusammen mit weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen seit über einem Jahr für wissenschaftsbasierte, niederschwellige Schutzmassnahmen an öffentlichen Schulen und in Räumen mit schulnaher Betreuung. Petitionen, Stellungnahmen und Aktionen zu wissenschaftlich abgesicherten Massnahmen sollen dem bestmöglichen Schutz der Jüngsten in Schulen und Betreuungseinrichtungen dienen.

Sauberes Leitungswasser ist in der ganzen Schweiz nicht mehr wegzudenken. Durchfallerkrankungen durch verschmutztes Leitungswasser sind dank der Aufbereitung und Kontrolle des Trinkwassers fast vollständig verschwunden.

Wie die Versorgung der Bevölkerung mit einwandfreiem Trinkwasser ist auch die Gewährleistung einer qualitativ guten Raumluft eine essentielle Grundvoraussetzung für die öffentliche Gesundheit, insbesondere für Innenräume von Schulen und Kindergärten und für Räume mit schulnaher Betreuung. Klassenzimmer zählen zu den am dichtesten belegten öffentlichen Räumen.

Saubere Luft in Klassenzimmern bedeutet:

  1. Reduziertes Ansteckungsrisiko mit aerogen übertragenen viralen Infekten und reduziertes Risiko für postinfektiöse Folgeerkrankungen wie z. B. Long Covid bei Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern;
  2. Weniger Krankheitsausfälle bei Lehrpersonen und weiterem Schulpersonal → weniger Vikariate, tiefere Lohnkosten und reduzierter administrativer Aufwand;
  3. Attraktiver Arbeitsort mit Gesundheitsschutz → Standortvorteil im Wettbewerb um qualifizierte Lehrpersonen;
  4. Inklusion von Menschen mit Risikofaktoren und deren Umfeld, beispielsweise schwangere Lehrerinnen, Menschen mit Diabetes und Kinder mit Herzfehlern.

Im Rahmen der Kampagne «Saubere Raumluft – jetzt!» stellen wir Ihnen die folgenden Dokumente zur Verfügung:

Diese Dokumentation richtet sich sowohl an Entscheidungsträger/-innen Bildung und Gesundheit als auch an Stellen in den Bereichen Gebäudetechnik und Raumklima.

Schlechte Luftqualität in Schweizer Schulen

Ohne geeignete technische Massnahmen verschlechtert sich die Luftqualität in Schulzimmern während der Nutzung rapide.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat aufgrund von Luftanalysen in den Jahren 2013 – 2015 Kenntnis von der gesundheitlich bedenklichen Luftqualität in 67 % der Schweizer Schulzimmer. Bei den Messungen in den Kantonen BE, GR und VD wurden in 10 % der Schulzimmer gesundheitsgefährdend hohe CO2-Werte gefunden. Die Messresultate wurden jedoch erst am 2.6.2022 veröffentlicht, siehe Ktipp-Ausgabe 11/2022.

Diese Erkenntnis hat sich in einem italienisch-schweizerischen Forschungsprojekt über die Luftqualität in Schulgebäuden bestätigt, in dessen Verlauf in sechs Tessiner Schulen sowohl im Winter als auch im Sommer Messungen durchgeführt wurden: Die Ergebnisse zeigen, dass mit zunehmender Dauer der Unterrichtszeit die CO2-Konzentration ansteigt und bei fehlenden Lüftungsanlagen in der zweiten Hälfte der Unterrichtsstunde Werte über 1000 ppm die Regel sind (siehe diesen Artikel, der letztes Jahr in Dati – Statistiche e società e società veröffentlicht wurde).

Eine überdurchschnittlich hohe CO2-Konzentration in einem Innenraum ist ein Indikator für einen hohen Anteil verbrauchter, d. h. ausgeatmeter Luft. Sie beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit und kann auf eine gesundheitlich problematische Aerosolkonzentration hinweisen, wie in Aerosole und erhöhte CO2-Konzentrationen in Schulräumen erläutert wird.

Ansteckungen nachgewiesen

In einem Pilotprojekt des Gesundheitsamts Graubünden zusammen mit EMPA-Forschenden wurde statistisch nachgewiesen, dass es in schlecht gelüfteten Klassenzimmern zu signifikant mehr Ansteckungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kommt, dem Auslöser von COVID-19.

Im Herbst/Winter 2021/2022 hat sich gezeigt, dass sich COVID-19 in dicht belegten Klassenzimmern besonders schnell ausbreitet. Wie im Kapitel Aerosole in Innenräumen verbreiten Atemwegsinfektionen (in Aerosole und erhöhte CO2-Konzentrationen in Schulräumen) beschrieben wird, stossen wir beim Atmen, Sprechen, Singen usw. Aerosolpartikel aus, also sehr kleine Schwebeteilchen und feine Tröpfchen, welche mit Viren beladen sein können. Die krankmachenden Schwebeteilchen können sich ohne geeignete Gegenmassnahmen in der Raumluft anreichern, im ganzen Raum verbreiten und selbst nach Verlassen des Raums über Stunden in der Luft hängen bleiben. Aerosolpartikel sind effiziente Übertrager von SARS-CoV-2, Influenza, Erkältungsviren, Windpocken und Masern.

Die Arbeitsgruppe Kinder schützen – jetzt! recherchierte im Herbst 2021 zu den Corona-Ausbrüchen in Kindergärten und Schulklassen. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit betroffenen Familien häufig Ansteckungscluster gefunden, bei welchen die Ausbreitung der Infektionen unter den Schülerinnen und Schülern einer Klasse einschliesslich der rekonstruierten Infektionszeitpunkte (Abnahmezeitpunkt des positiven PCR-Tests minus Inkubationszeit) stark mit der Aufenthaltszeit und Verweildauer im Klassenzimmer in Gegenwart bereits angesteckter Personen korrelierte.

Die Herbstwelle mit der Delta-Variante wie auch die darauf folgenden Wellen mit den Omikron-Varianten BA.1,  BA.2 und BA.5 haben anhand der Infektionszahlen in den jüngeren Altersgruppen deutlich gezeigt, dass ungenügend vor Aerosolen geschützte Schulzimmer und Kindergärten überdurchschnittlich stark zum Infektionsgeschehen beitragen.Als Folge wurden Infektionen über die Klassenzimmer in zahlreiche Familien getragen. Seit der Aufhebung der meisten schweizweiten Massnahmen am 16.02.2022 (unverständlicherweise zum Zeitpunkt, als die Variante BA.2 gerade begann, sich gegen BA.1 durchzusetzen) und besonders seit der Aufhebung der Isolationspflicht positiv getesteter Personen ab 01.04.2022  können sich Familien mit schulpflichtigen Kindern kaum vor Infektionen und Reinfektionen schützen.

Langzeitfolgen von COVID-19 und Reinfektionen

Das Risiko, Long Covid zu erleiden, wird in den meisten internationalen Studien als mindestens 10 % angegeben, bei Kindern als mindestens 3 %. Die Symptome, welche vier Wochen nach akuter Erkrankung nicht abgeklungen sind oder neu dazukommen, umfassen Brain Fog (Denk-, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen), Kopfschmerzen, Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, Muskelschwäche und Muskelschmerzen, chronische Fatigue (übermässige Müdigkeit und Erschöpfung), Post-Exertional Malaise (PEM, Belastungsintoleranz), Husten, Schmerzen (Druck/Brennen) in der Brust, Kurzatmigkeit (v. a. bei Belastung), dysautonome Störungen (Schwindel, posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS)), Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Bauchschmerzen/Magen-Darm-Beschwerden und weitere.

COVID-19 ist eine Gefässerkrankung, welche Schäden in Lungen, Herz, Nieren und weiteren Organen verursachen und das Risiko für Diabetes erhöhen kann. Studien bei Erwachsenen zeigen, dass COVID-19 das Risiko für spätere kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant erhöht.

Seit Omikron treten Reinfektionen mit den Immunflucht-Varianten von SARS-CoV-2 gehäuft auf. Reinfektionen bereits 3-4 Wochen nach einer Infektion zeigen, dass von einer «hohen Immunität der Bevölkerung» aufgrund durchgemachter Covid-Erkrankungen nicht die Rede sein kann.

Zudem hat sich seit Omikron gezeigt, dass Reinfektionen mit den Immunflucht-Varianten von SARS-CoV-2 gehäuft auftreten. Reinfektionen können bereits drei bis vier Wochen nach überstandener Infektion erneut auftreten. Ohne geeignete Vorkehrungen gegen Aerosole müssen wir sogar mitten im Sommer mit einer grossen Zahl von Erkrankungen rechnen, wie uns die starke Sommerwelle mit der Immunflucht-Variante BA.5 gerade gezeigt hat. Dies ist keine gute Ausgangslage für das kommende Winterhalbjahr, wenn man bedenkt, dass auch der Impfschutz gegen schwere Erkrankung mit der Zeit nachlässt. Jede Reinfektion, sowohl bei ungeimpften als auch bei geimpften Personen, erhöht das kumulative Risiko, an Long Covid zu erkranken.

Gemäss dem britischen Office of National Statistics (ONS) ist Long Covid bei Lehrpersonen signifikant häufiger als in der Durchschnittsbevölkerung.

Mobile Luftreiniger

Wenn das Infektionsrisiko in Klassenzimmern durch einfache, niederschwellige Präventionsmassnahmen für saubere Luft gesenkt werden kann, dann profitieren  Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler von einer gesunden Arbeits- bzw. Lernumgebung, die Schulen durch eine Reduktion der Kosten durch krankheitsbedingte Ausfälle und die Gemeinde als attraktiver Arbeitsort.

HEPA-Filter entfernen virenbeladene Aerosole effizient aus der Raumluft, doch aktuell sind die wenigsten Raumklimasysteme damit ausgerüstet. Mobile Luftreiniger (HEPA-Luftfiltergeräte) sind besonders geeignet für Räume ohne Lüftungssystem und ermöglichen auch eine kostengünstige, schnell umsetzbare Übergangslösung für Räume mit einem Lüftungssystem, welches nur im Rahmen einer Sanierung mit HEPA-Filtern ausgestattet werden kann.

Die Leistung der mobilen Luftreiniger muss auf die Raumgrösse, die Belegung (Anzahl Personen pro Fläche oder besser, pro Volumen) und den verfügbaren Volumenstrom der Lüftung abgestimmt sein. In Mobile Luftreiniger für Schulen und Betreuungseinrichtungen finden Sie

  • eine Anleitung zur Dimensionierung, Beschaffungskriterien und praktische Überlegungen für den Einsatz von Luftreinigern in Schulräumen;
  • Hinweise zur Bedienung, Wartung, Steuerung und Automatisierung der Luftreiniger über WLAN für einen effizienten Betrieb der Geräte;
  • vergleichbare Produktbeispiele mit den wichtigsten technischen Angaben sowie mehrere Budgetierungsvarianten für eine flexible, gestaffelte und nach Prioritäten geordnete Umsetzung.

Luftqualität in Schulräumen

Zum Schutz der Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen vor übertragbaren Atemwegserkrankungen und für erfolgreiches Lernen ist es unerlässlich, die äusserst mangelhafte Luftqualität in Schulräumen durch Reduktion der Konzentration von Aerosolen und CO2 mit technischen Hilfsmitteln wesentlich und nachhaltig zu verbessern.

In Luftqualität in Schulräumen vergleichen wir verschiedene Lösungen zur raschen und energieeffizienten Verbesserung der Luftqualität in Schulräumen ohne (oder mit einem veralteten) Raumklimasystem sowie in Schulhäusern gemäss Minergie-Standard.

Zum Thema Fensterlüften stellen wir im Kapitel Lüften alleine reicht nicht fest, dass häufiges Fensterlüften als alleinige Massnahme für saubere Luft – allenfalls mit Hilfe von Ventilatoren – aufwändig ist und bei tiefen oder hohen Aussentemperaturen auch energetisch keinen Sinn ergibt. Mit bis zu drei Lüftungsvorgängen pro Stunde nach Anzeige eines hohen CO2-Wertes auf dem Messgerät kann die Lektionsgestaltung empfindlich gestört werden.

Eine effiziente mechanische Ventilation in Schulen (siehe Kapitel Mechanische Ventilation) ergibt eine signifikante Reduktion der Infektionswahrscheinlichkeit in einer italienischen Studie.

Im Winter sind dem häufigen Fensterlüften aus energetischen Gründen und zugunsten einer akzeptablen Raumtemperatur gewisse Grenzen gesetzt. In Gebäuden mit Raumklimasystem aber ohne Wärmerückgewinnung wird in der kalten Jahreszeit häufig ein höherer Umluftanteil eingestellt, da ein hoher Frischluftanteil zu einem grossen Wärmeverlust führen würde. Doch Umluft ist nur akzeptabel, wenn sie mit HEPA-Filtern gereinigt wird.

Wie in den Kapiteln Gesunde Raumluft und Energieeffizienz: Wie erreichen wir beides? und Effektive Methoden zur Verbesserung der Raumluft gezeigt wird, kann in der kalten Jahreszeit durch Kombinieren von Ventilation/Lüften und Aerosol-Filterung trotzdem eine gesunde Raumluft erreicht werden – bei reduziertem Energieverbrauch.

Die Kombination von mobilen Luftreinigern und mechanischer Ventilation ermöglicht flexible, rasch einsetzbare und nachhaltige Lösungen, welche bei akzeptablen CO2-Werten die Aerosole stärker reduzieren als reine Ventilationslösungen und dabei eine bessere Energiebilanz erzielen. Insbesondere auch für Neubauten und Sanierungen sollen Richtlinien erlassen werden, welche durch mechanische Lüftung und HEPA-Filtersysteme zu einer nachhaltigen Verbesserung der Luftqualität führen.


#ProtectTheKids wünscht Ihnen und Ihrer Schulgemeinde viel Erfolg beim Planen und Umsetzen von Massnahmen für saubere Raumluft und möchten Sie dabei unterstützen:

Wir planen einen Erfahrungsaustausch zwischen Schulen und schweizweit anerkannten Fachpersonen für angewandte Aerosolforschung. Aus diesem Grund möchten wir Sie anfragen, ob Sie, Ihre Schule und/oder Gemeinde bereits etwas planen, um saubere Luft in den Klassenräumen sicherzustellen?

Nach unserer Einschätzung dürften die mit der Anschaffung technischer Hilfsmittel verbundenen Kosten deutlich unter denjenigen für Vertretungsunterricht und krankheitsbedingte Absenzen liegen.

Nach unserer Einschätzung dürften die mit der Anschaffung technischer Hilfsmittel verbundenen Kosten deutlich unter denjenigen für Vikariate, Vertretungsunterricht und krankheitsbedingte Absenzen liegen. Wie ist Ihre Einschätzung? Schreiben Sie uns. Ihre Erfahrungsberichte sind wertvoll für Schulen, welche Investitionen in die Luftqualität planen und nach flexiblen Lösungen suchen, welche sowohl kurzfristig als auch auf längere Sicht zu einer signifikanten Verbesserung führen, zum Schutz der Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen.

Freundliche Grüsse

#ProtectTheKids

Kontakt:
medien@protect-the-kids.ch